www.rsv09.de

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Vereinschronik


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"Im Herbst, wenn's Wetter kühl, dann geht's zum Fußballspiel!"
So dachten auch eine Anzahl junger Männer aus Hückeswagen, die sich an einem Septemberabend des Jahres 1909 im Gesellschaftszimmer der Gaststätte Adolf Schoppmann, am Morgenstern, eingefunden hatten, mit der Absicht, einen Fußballverein zu gründen, um dem hier noch nicht bekannten Sport ebenfalls zu huldigen. Man war sich schnell einig und hob an diesem Abend den "Ballspielverein 1909 Hückeswagen" aus der Taufe. Zunächst wurde ein Vorstand mit Robert Wagner als Vorsitzender, Ludwig Schneider als Geschäftsführer und Josef Spiekermann als Spielführer gewählt. Dann galt es eine Mannschaft, die damals nach englischen Namen wie Goalkeeper usw. bezeichnet wurde, aufzustellen. Nach
längerer Beratung wurde eine erste Mannschaft wie folgt aufgestellt:

Clemens Eicker


Robert Wagner Werner Schmitz


Paul Flocke Bruno Schmitz Gustav Richelshagen


E. Schürmann Jos. Spiekermann Ernst Pinkau Karl Schwerter E. Röttger

Weiter traten dem Verein in den nächsten Wochen noch bei: Ewald Vetter, Otto Linder, Otto Bieg, Walter Hager, Julius Schmilz, Adolf Schoppmann, Otto Richtsein" Paul Schröer u. a.

Als Vereinslokal wurde die Gaststätte zum Morgenstern bestimmt und als Vereinsfarbe „Grün-Weiß" gewählt.
Man hatte schon einige Male auf der Steins Weide trainiert, auch auf anderen Weiden versucht, Fuß zu fassen. Aber man wollte eine dauernde Bleibe haben und trug dem neuen Vereinswirt, Herrn Schoppmann sen., unsere Bitte auf Überlassung seiner Wiese an der Badeanstalt vor. Dieser stimmte bereitwilligst zu und man einigte sich, einen schriftlichen Antrag an die Behörde zu stellen, das Gelände für sportliche Zwecke durch die Stadt zu erwerben. Dieser Antrag hatte, da auch die Schulen keinen Sportplatz besaßen, nach kurzer Zeit den erwarteten Erfolg. Der Verein hatte dadurch einen vorzüglichen Rasenplatz, der zwar vor jedem Spiel gemäht werden musste, aber nach jedem Spiel in der damals noch sauberen Wupper anschließend beste Badegelegenheit bot. Zunächst wurde noch in langen Hosen und Zivilschuhen trainiert, dann stülpte man zur Schonung der Schuhspitzen eine Lederkappe über und erst nach geraumer Zeit konnte die Mannschaft aus eigenen Mitteln völlig sportlich ausgerüstet werden. Die ersten Spiele wurden ausgetragen gegen „Stern" Radevormwald, Wermelskirchen 09, Ballspielverein und Fußballklub Lennep, gegen die Seminaristen aus Bergneustadt usw. Es war klar, dass diese Spiele verloren gingen, als aber Ewald Vetter und Paul Schröer nebst den hiesigen Seminaristen Walter Hager und Otto Bieg dem Verein eine wesentliche Verstärkung brachten, stellten sich auch die ersten sportlichen Erfolge, ein Zuwachs an Mitgliedern und ebenfalls an Zuschauern, ein. Man beschränkte sich aber nicht nur auf das Fußballspiel, sondern trieb auch intensiv Leichtathletik. Die damals noch zahlreichen Sportfeste in der näheren Umgebung, die außer den Lauf- und Sprungdisziplinen noch Fußballweitstoß, Dreisprung, Ballweitwurf usw. verzeichneten, brachten manchen stolzen Siegespreis ein. Eichenkränze, Diplome und Wertgegenstände aller Art schmücken das Vereinszimmer. Aber auch Gegner des Sports traten auf den Plan. Sie versuchten, allerdings vergeblich, in Eingaben an die Ortspresse den Leibesübungen Einhalt zu gebieten. Die von Ihnen angeführten Hauptargumente, wie Entheiligung des Sonntags und mangelnde Sportbekleidung, waren damals schwer zu widerlegen; man gewann mit der Zeit jedoch immer mehr an Mitgliedern und Zuschauer und die Gegner verstummten langsam, wenn es auch ein schwerer Weg dorthin war. Der Spielbetrieb der Seniorenmannschaften kam durch den Ausbruch des Weltkrieges 1914/18 völlig zum Erliegen. Aber die Jugendlichen aus den oberen Volksschulklassen, der hiesigen Rektoratschule, der Realschule Lennep und des Gymnasiums Wipperfürth setzten auch im Kriege als Schülermannschaft das begonnene Werk fort und sorgten damit für den späteren Nachwuchs der Seniorenmannschaften. Es war nicht immer leicht, anfangs elf Spieler zu beschaffen, aber man half sich damit, indem man Anleihen an Spieler in anderen befreundeten. Im Ort herrschte damals eine große Fußballbegeisterung, neue Vereine, wie die Deutsche Jugendkraft, der Arbeitersportverein, der Fußballclub Grünestraße wurden gegründet und stellten eigene Fußballmannschaften auf. Im Laufe der Jahre traten aber fast alle Spieler dieser Vereine dem Ballspielverein bei und vergrößerten den schon starken Spielbetrieb. Selbst verschiedene Fußballmannschaften mit Jugendlichen, vornehmlich höheren Schülern entstanden und brachten zwangsläufig die Elternschaft in nähere Verbindung zum Fußballsport. Der Verein schloss sich dem Westdeutschen Spielverband an und nahm mit Senioren- und Jugendmannschaften an den Meisterschaftsspielen teil. Damals, als die Verkehrsverhältnisse gegen heute noch schlecht waren, als noch keine Reiseomnibusse die jetzigen Verkehrserleichterungen brachten, wurden die Nachbarvereine nur durch weite Fußmärsche und unvergessliche Gartenlaubentouren - meist vierspännig - erreicht. Herr Salomon Hager sen., der wusste, dass die jungen Fußballer wenig Geld hatten, drückte da manchmal ein Auge zu und gab uns immer noch gute Worte mit auf den Weg. An steilen Bergen mussten alle Spieler aus der Gartenlaube heraus, aber desto fröhlicher gings bergab, erst recht abends, wenn auf der Heimfahrt manche Dorfkirmes noch mitgenommen wurde. Als nur Früh- und Spätzüge sonntäglich verkehrten, waren die Mannschaften den ganzen Sonntag unterwegs. Die größten Schwierigkeiten wurden durch den vorbildlichen kameradschaftlichen Einsatz des einen Spielers für den anderen überwunden, Schuhe ausgeliehen, Fahrgeld ausgelegt Butterbrote und das schmale Taschengeld geteilt. Diese elf Spieler waren nicht nur Idealisten, sondern waren wirkliche Freunde, um dem Leitsatz aller Fußballvereine zu entsprechen: „Elf Freunde müsst ihr sein, um Spiele zu gewinnen!" Der Westdeutsche Spielverband verpflichtete die Fußballvereine damals als Ausgleichssport während der Sommermonate zur Ausübung der Leichtathletik und zu Trainingszwecken überhaupt. Der Ballspielverein hatte seiner Zeit in Karl Bilz, der selbst ein tüchtiger 800 Meterläufer war, den richtigen Mann am richtigen Platz. Er organisierte mit einer Reihe rühriger Mitarbeiter die in ganz Westdeutschland bekannten Bergischen Kampfspiele in Hückeswagen. Im Mittelpunkt dieser Veranstaltung stand alljährlich unter dem Protektorat der Stadt Hückeswagen der Staffellauf von Hämmern nach Hückeswagen um den Wanderpokal der Stadt. Mit weit über 1 000 Nennungen für die ausgeschriebenen Disziplinen und Teilnehmer aus Köln, Düsseldorf, Remscheid, Hagen, Bochum, Wuppertal, Gummersbach und vielen anderen Städten waren diese Wettkämpfe damals das Sportereignis des Bergischen Landes. Die größte Sportzeitung des Westens, der Düsseldorfer „Mittag" erwähnte die Veranstaltung lobend durch die starke Anteilnahme, vorbildliche Durchführung und wirksame Propaganda. Nur wer damals bei den Veranstaltungen mitwirkte und in den Ausschüssen tätig war, weiß die ungeheure Arbeit zu würdigen, die wochenlang, allabendlich ohne jede finanzielle Unterstützung zum Besten des Sports und nicht zuletzt zur Hebung des Ansehens unserer Vaterstadt geleistet wurde. Ein warmes Herz und tiefes Verständnis fanden die Sportler damals bei dem 1. Beigeordneten der Stadt, Herrn Bauunternehmer Hubert Breidenbach. Nicht nur, dass er seine Söhne dem Verein anvertraute, auch persönlich erschien er zuweilen auf dem Sportplatz und ließ es sich nicht nehmen, regelmäßig in feierlicher Form dem Sieger im Staffellauf den Wanderpokal der Stadt zu überreichen. Die Fußballmannschaften und die Leichtathleten des Vereins waren damals im ganzen Bergischen Land bestens bekannt, bei der Sportplatzeinweihung der Stadt Remscheid in Bliedinghausen wurde Hückeswagen als Gegner ausgewählt. Viele heute in der 2. Division spielende Vertragsvereine und weit mehr Vereine der Amateurliga waren damals unsere Gegner. Und immer schnitten die Hückeswagener Sportler ehrenvoll ab. In der Franzosenzeit war es den Sportlern in der Heimat zu eng, mit großem Gefolge wurde damals ein Ausflug nach Hofgeismar unternommen. Der Verein aus dem besetzten Gebiet wurde dort herzlichst aufgenommen, bestens bewirtet und erlebte im Ort und in Kassel unvergessliche Stunden. Nach gewonnenen Spielen ließen es sich die Daheimgebliebenen unter Führung des zweiten Vorsitzenden, Herrn Jean Renner nicht nehmen, die Rückkehrer mit Musik und großem Umzug durch die Stadt würdig zu empfangen. Überhaupt wurde in jener Zeit immer sehr für den Sport geworben, viele sportliche Wettkämpfe mit Umzug durch die Stadt unter Vorantritt der Kapelle Remy, Werbeplakate „Treibt Sport" brachten dem Verein immer neue Anhänger und Mitglieder. Das Schmuckstück des Vereins war unter der rührigen Leitung des Herrn Walter Zarth die Jugendmannschaft, die keinen Gegner im Westen zu fürchten brauchte. Papa Zarth sorgte auch für seine Jungens wie der beste Familienvater für seine Söhne, ihm vertrauten die Eltern bedenkenlos ihre Jungs an. Neben der sportlichen Ausbeute wurde aber auch für die Kameradschaft und Geselligkeit bestens gesorgt, Familienausflüge nach Kreuzberg usw., Sommerfeste auf Wiehagen, Scheideweg usw. und die regelmäßigen Stiftungsfeste verliehen dem Verein eine innere Geschlossenheit. Abwanderungen von Spielern und eine immer fühlbarer werdende Arbeitslosigkeit brachten dann den Verein fast zum Erliegen. Im Jahre 1928 setzten dann einige treue Anhänger und etliche neue Männer mir neuem Impuls unter dem Rasensportverein 1928 das begonnene Werk fort. Der heutige Festverein wurde wieder sehr aktiv, alte Verbindungen wurden wieder aufgenommen und nach guter Werbung wieder einige Senioren- und Jugendmannschaften aufgestellt. Es entwickelte sich wieder ein reger Spielbetrieb, der auch heute noch unverändert anhält. Unter der bewährten Leitung von Herrn Otto Hager und dem vorbildlichen Einsatz seines Freundes Emil Walter, eines in Spanien berühmten Fußballspielers und damaligen Trainers erzielte der Verein 1937/38 die Klassenmeisterschaft. Noch größere Lücken als 1914/18 hinterließ der unglückselige zweite Weltkrieg 1939/45. Wieder fanden sich danach wie einst Idealisten, das Werk fortzusetzen. In der Meisterschaftsserie 1946/47 wurde bereits der erste Klassensieg gefeiert. In der Bezirksliga konnte sich die Mannschaft allerdings nur zwei Jahre halten. Das erste Jahr in der Bezirksklasse brachte die interessantesten Spiele mit großen Zuschauerzahlen. Spiele gegen VfB Marathon Remscheid, Ohligs usw. gingen nur knapp verloren und es zeugt am besten für die damalige Spielstärke, wenn z. B. Ohligs hier auf dem Platz nur 1:0 durch Elfmeterball gewinnen konnte. Am zugkräftigsten waren jedoch stets die Spiele gegen unseren Nachbarverein Wipperfürth, wo aus beiden Städten alles auf den Beinen war. Mit großer Freude erlebten wir 1929 das größte Treffen dieser Art, als ein Flugzeug gedungen und nach verschiedenen Ehrenrunden von diesem aus ein Fußball mit grün-weißem Wimpel über dem Sportplatz abgeworfen wurde. Es waren damals weit über 2 000 Zuschauer, als der jüngste Jugendspieler des Vereins, der Sohn Arno des Förderers, Herrn Fritz Zoll, im schmucken grün-weißen Dreß an der Hand des Jugendleiters Walter Zarth den Anstoß ausführte. Der Rückweg zur Kreisklasse war schmerzlich, aber durch die vielen Abwanderungen damals nicht zu vermeiden. Auch unser Sportplatz am Morgenstern, der so manches interessante Spiel sah, auf dem so mancher Schweißtropfen flöß, musste der wachsenden Industrie geopfert werden. Obwohl der Pachtvertrag lange vor Erstellung des neuen Platzes an der Schnabelsmühle abgelaufen war und der Verein dadurch in eine äußerst schwierige Lage geriet, stellte Herr Hans Beche in höchst anerkennenswerter Weise dem Verein den alten Platz unentgeltlich bis zur Fertigstellung des neuen Platzes zur Verfügung!Diese faire Handlung wird nicht vergessen werden, ebenso die Unterstützung des in Radsportkreisen bekannten Förderers, Herrn Otto Zach, der uns Umkleide- und Waschräume überließ.
Nach guter Vorarbeit durch die damaligen beiden Vereinsvorsitzenden Heinrich Breidenbach und Julius Schmilz wurde nach längerer Planung durch die Stadt Hückeswagen die moderne, vorbildlich und herrlich gelegene Sportplatzanlage an der Schnabelsmühle geschaffen.. Der damalige Bürgermeister Herr Paul Günther, MdL und Mitglied des Sportausschusses in Nordrhein-Westfalen, übernahm den ersten Spatenstich. Herr Stadtdirektor Hochstein setzte sich tatkräftig ein und beschaffte mit Unterstützung des Vereins bei den Verbandsinstanzen des Fußballverbandes Niederrhein die erforderlichen, erheblichen Mittel. Nach der Platzanlage wurden die Umkleideräume zur vollen Zufriedenheit der Sportler dann auch geschaffen. Am 14. Juni 1953 feierte der Verein sein Jubelfest, sämtliche Mannschaften und auch die Schulen traten sportlich in Erscheinung, der Höhepunkt wurde das Fußballspiel VfB. Bottrop gegen SSV Wuppertal. Eine Hückeswagen nicht gekannte Zuschauerzahl lockte König Fußball zur Schnabelsmühle. Ballabwurf durch Flugzeug einer bekannten großen Kleiderfabrik, das Ortstreffen Wipperfürth - Hückeswagen mit einem Empfang der großen Gastvereine, die Stadtverwaltung im Rathaus und die anschließende Feier im Saale der Gaststätte Hartmann werden immer einer bleibende Erinnerung sein!



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